Statement Südwestmetall-Geschäftsführer Heilbronn/Region Franken Jörg Ernstberger zum Verbrenner-Aus 2035

Erstellt am: 10.06.2022

"Wir bedauern die Festlegung des Europaparlaments auf ein hartes Verbrenner-Aus bis 2035. Damit wird die Chance vertan, den Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in der Transformation noch abzumildern."

Die Herausforderung des vollständigen Technologiewandelsinnerhalb der nächsten 13 Jahre bedeutet für die gesamte Branche eine enorme Anspannung. Sie mag für die Automobilhersteller und auch für zahlreiche Zulieferer zu hohen Kosten realisierbar sein. Aber vor allem Zulieferern und ihren Beschäftigten, die überwiegend oder ausschließlich im bisherigen Antriebsstrang tätig sind, droht die Überforderung. Gerade für den Stadt- und Landkreis Heilbronn mit einem großen Automotivecluster, das bis vor Kurzem noch bis zu 90 % vom Verbrenner abhängig war, ist dies ein gewaltiger Kraftakt.

Enttäuscht sind wir vor allem darüber, dass die Politik ihr Versprechen, die Energiewende im Verkehrsbereich technologieoffen anzugehen, nicht einlöst. Ein Verbrennungsmotor ist nicht per se schlecht fürs Klima. Sondern es kommt darauf an, was verbrannt wird. Aus unserer Sicht böten E-Fuels bzw. Re-Fuels auch im Automobilverkehr ein signifikantes Potenzial, CO2 einzusparen. Wird darauf verzichtet, droht damit auch ein enormes technologisches Know-how in der Verbrennungstechnologie dauerhaft verloren zu gehen, das Deutschland über Jahrzehnte hinweg einen Spitzenplatz im globalen Wettbewerb gesichert hat.

Wenn die Politik den nun geplanten rasanten Hochlauf der Elektromobilität wünscht, steht sie jetzt auch in der Pflicht, zügig die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Wichtig ist hier vor allem ein viel ambitionierterer Ausbau der Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Autos und einer Tankinfrastruktur für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge (Brennstoffzelle). Hier klafft noch eine riesige Lücke. Gelingt es nicht, diese rasch zu schließen, droht die Energiewende im Verkehr ihre Ziele zu verfehlen und zu massivensozialen Verwerfungen zu führen."

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