Erstellt am: 18.03.2025
Die Fachkräftesicherung entscheidet mit über die Zukunftsfähigkeit der Region. In einer Gemeinsamen Erklärung stellt das Fachkräftebündnis Heilbronn-Franken zentrale Forderungen zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität und Weiterentwicklung der Region auf.
Den Standort attraktiver machen, die duale Ausbildung fördern, internationale Fachkräfte gewinnen und Best Practices gezielt nutzen – dies sind für das Fachkräftebündnis Heilbronn-Franken entscheidende Handlungsfelder, um Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und Wachstum in der Region Heilbronn-Franken nachhaltig zu sichern und auszubauen.
„Die Zeiten des Umbruchs erfordern entschlossenes Handeln. Die Betriebe brauchen klare Perspektiven, um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten“ betonte Jörg Ernstberger, Geschäftsführer von Südwestmetall Heilbronn-Franken, am Dienstag bei der Vorstellung einer Gemeinsamen Erklärung des Fachkräftebündnisses, dem die Agenturen für Arbeit in Heilbronn und Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, der DGB Region Heilbronn-Franken, die Handwerkskammer sowie die IHK Heilbronn-Franken, die Südwestmetall-Bezirksgruppe Heilbronn/Region Franken und die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH angehören.
„Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmervertretungen, Bildungseinrichtungen und Institutionen können wir eine resiliente, innovative und sozial ausgewogene Zukunft gestalten“, heißt es in der Gemeinsamen Erklärung. Sie versteht sich als „starkes Signal“ aus der Wirtschaft an die Wirtschaft, aber auch an Politik, Bildung und Gesellschaft. „Die Unternehmen der Region stehen vor tiefgreifenden Herausforderungen. Damit insbesondere zentrale Branchen die Transformation erfolgreich bewältigen können, braucht es nicht nur Unterstützung, sondern auch eine koordinierte und klare Strategie. Die Fachkräftesicherung ist dabei ein Schlüssel zur wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit“, erklärte die Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, ElkeDöring .
Fachkräftemangel betrifft alle Branchen, der Wandel ist aber nach Einschätzung des Fachkräftebündnisses in Schlüsselbereichen wie Industrie, Maschinenbau und IT besonders herausfordernd.
Für die Agenturen für Arbeit sagte Geschäftsführer Volker Greff: „Konjunktur und Strukturwandel setzen dem Arbeitsmarkt weiter zu. Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit sind eine berufliche Ausbildung sowie berufliche Weiterbildung, denn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne abgeschlossene Berufsausbildung werden zuerst freigesetzt und haben eine hohe Verweildauer in der Arbeitslosigkeit. Aus diesem Grund investieren die Agenturen Heilbronn und Schwäbisch Hall – Tauberbischofsheim massiv in die berufliche Weiterbildung.“
Ein Schwerpunkt der Gemeinsamen Erklärung liegt auf der Förderung der dualen Ausbildung, auf Qualifizierung und dem Aufbau digitaler Lerninfrastrukturen. Das Fachkräftebündnis denkt dabei unter anderem an die Entwicklung innovativer Studien- und Weiterbildungsprogramme zur Digitalisierung und Nachhaltigkeit über alle Branchen hinweg, auch im Handwerk. „Das Handwerk braucht gut ausgebildete Fachkräfte, um die Herausforderungen von Digitalisierung und Klimawandel zu bewältigen. Die gemeinsame Erklärung ist ein wichtiger Schritt, um Ausbildung und Qualifizierung in unserer Region weiter zu stärken“, hob Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, hervor.
Bernhard Feßler, Geschäftsführer der WHF | Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH, verwies darauf, dass sich Heilbronn-Franken im internationalen Wettbewerb um Talente behaupten müsse. „Dazu gehört ein zukunftsfähiger, moderner, agiler und KI-affiner Wirtschaftsstandort mit attraktiven Arbeits- und vor allem Lebensbedingungen. Wir setzten dabei auf verlässlich-belastbare Netzwerke, Kollaborationen und pragmatische Lösungen, die einfach und unbürokratisch anwendbar sind, um Fachkräfte positiv in der Region zu binden und insbesondere auch neue Talente zu gewinnen.“
Die Politik sieht das Fachkräftebündnis in der Pflicht, die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zu erleichtern sowie Visa- und Anerkennungsverfahren zu erleichtern. Zur Qualifizierung von Fachkräften gehört für die Wirtschaftsorganisationen zudem die verlässliche Finanzierung von Weiterbildungsprogrammen und - an die Unternehmen gerichtet - der Auf- und Ausbau von betriebsnahen Qualifizierungsangeboten.
Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lassen sich nach Überzeugung von Silvia Wagner, Regionssekretärin der DGB Region Heilbronn-Franken, aber auch nur dann gewinnen, wenn faire Arbeitsbedingungen geboten und gute Löhne gezahlt werden sowie Mitbestimmung gewährleistet ist: „Nur mit attraktiven Arbeitsplätzen und sicheren Perspektiven wird es gelingen, Fachkräfte in der Region zu halten.“
INFO Die Gemeinsame Erklärung des Fachkräftebündnisses legt den Fokus auf vier wesentliche Bereiche, die für die wirtschaftliche Stabilität und Weiterentwicklung in der Region entscheidend sind:
1. Standortattraktivität steigern: Verbesserung der Rahmenbedingungen fürFachkräfte, von Wohnraum über Infrastruktur bis hin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.2. Bildung und Qualifizierung ausbauen: stärkere Förderung der dualenAusbildung, lebenslange Weiterbildung und Digitalisierung und der beruflichen Bildung.3. Internationale Fachkräfte gezielt integrieren: bürokratische Hürden abbauen und gezielte Maßnahmen zur Gewinnung und Integration ausländischer Fachkräfte umsetzen.4. Innovative Best Practices nutzen: erfolgreiche Modelle aus der Region (DualCareer Netzwerk, Arbeitsmarktdrehscheibe, Bündnis für Transformation, Welcome-Center, MINT-Region, KI-Campus-Hub Baden-Württemberg, KI-Transferoffice etc.) als Vorbild für weitere Initiativen etablieren.